Samstag, 3. September 2016

Rezension: Reiseführer des Zufalls

Kommode

Rezension

Lena Grossmüller

Reiseführer des Zufalls 

Ein handliches Büchlein mit hellblauer Schrift auf weißem Cover. Innen abwechselnd blaue Seiten, die mit nur einer Frage beschrieben sind und weiße Seiten, die mit blauer Schrift und großen Lettern bedruckt sind und eine Idee oder Aufforderung zum Tun enthalten. So kommt der „andere Stadtführer“ daher.  

Eine Hommage an den Zufall - ein Affront gegen die Komfortzone

Schon der erste Essay beschäftigt sich mit dem Zufall als dem „Feindbild moderner Lebensführung“ in der alles geplant ist. Ist das nicht langweilig, wenn man alles schon vorher weiß? Wo bleibt die Überraschung?
In den Essays beschreibt die Autorin, Lena Grossmüller ihre Gedanken zum Thema Reisen. Erwartungen und Enttäuschungen während der Reisen; sie denkt über den Zufall, Experimente, Serendipität, den Alltag, das Banale nach.

Suche nach Unbekanntem in der eigenen Stadt

Die Autorin lenkt den Blick auf scheinbar (Un-)Bekanntes in der eigenen Stadt, das einem im ersten Moment gar nicht in den Sinn kommt, denn man wohnt ja in diesem Ort/dieser Stadt.
Spazieren Sie durch Ihren Ort mit neuen Ideen und betrachten Sie ihre Mitbewohner aus einem neuen Blickwinkel. Machen Sie ein Stadtexperiment wie dieses: Start am Markt, Suche nach dem schlafenden Händler oder den originellsten Verkaufsstand, den Markt verlassen und einer interessanten Person folgen. Warum ist diese Person interessant? Folgen Sie der Person so lange, bis sie sich umsieht und gehen Sie dann nach rechts. Auf diesem Weg sammeln Sie Farben und Düfte der Stadt. Welche Farben sehen Sie? Wonach riecht die Stadt? Der Rundgang endet im Supermarkt. Kaufen Sie eine Wasserflasche, die entweder „das schönste Etikett hat, die am günstigsten ist, oder die völlig aus der Reihe tanzt.“ So stillen Sie ihren „Jäger- und Sammler-Durst“.

Jeden Tag eine gute Tat

Andere Beispiele sind: Dinge verschenken, dem Nachfolger die Tür aufhalten, Komplimente machen, Jemanden überraschen, Fremde anlächeln (kommt leider viel zu selten vor!)

Das A bis Z der Vorbereitung enthält Stichworte wie Aufbruch, Flaneur, Impuls, Muße, Sehenswürdigkeiten, Umweg, Zufall und dazu kurze Beschreibungen wie beispielsweise X = Xenophobie: „Ist die Vorliebe für fremde, unbekannte Dinge und Menschen“ oder J wie Jetzt: „Genieße das Jetzt“, am besten mit diesem ungewöhnlichen und lesenswerten Reiseführer des Zufalls, der immer dabei sein könnte, wenn Sie irgendwo auf dieser schönen Erde unterwegs sind.

Am Ende des Büchleins steht die wahrscheinlich unmöglichste Aufforderung an den modernen Menschen: „Sendepause - lasse dein Smartphone heute zu Hause“.  Darüber lohnt es sich nachzudenken.

Autorin:
Lena Grossmüller, Schweiz
„Der Reiseführer des Zufalls ist als Masterprojekt innerhalb eines größeren Teams an der Züricher Hochschule der Künste ZHDK m Departement Design entstanden.“

Fazit:
Der Reiseführer des Zufalls ist ein Büchlein, das man überall hin mitnehmen kann. Ob die Anregungen in der eigenen Stadt oder in einem anderen Land ausprobiert werden, kann man selbst entscheiden. Es ist auch ein Buch, das zum Nachdenken anregt und es gibt Platz darin diese Gedanken hineinzuschreiben. Es ist ein zeitloses Buch, denn man muss nicht alles in einer Woche oder einem Monat oder überhaupt machen, die Gedanken und Anregungen der Autorin sind immer wieder durchführbar. Ein empfehlenswerter Führer für den modernen Reisenden.